Sehen und Bewegung

Ein Tipp für einen Workshop: eine Brille mit abgeklebten Gläsern. Wir betrachten im Scan manchmal die Mittellinie - um unsere rechte und linke Körperhälfte zu vergleichen (und die Art, in der unsere Gehirnhälften miteinander kommunizieren). Es gibt noch eine Linie, derer wir uns ständig bewusst sind: der Horizont. Obwohl wir selbstverständlich in der Lage sind, unseren Kopf - und damit unsere Augen - seitlich zu kippen, halten wir den Kopf in der Regel in Positionen, in denen die Augen eine parallele Linie zum Boden bilden. Was passiert, wenn diese Linie sich verschiebt?

Die Muskulatur der Seele

Auszug aus dem Vortrag: die Muskulatur der Seele, Dr. Moshé Feldenkrais

(…) und diesen Zustand nennen wir: „Bewusstsein“. Ein gleiches gilt für Sinnesempfindungen und Gefühle: so lange sie sich nicht durch Mobilisierung der motorischen Teile äußern werden wir uns ihrer nicht bewusst, sind sie für uns nicht vorhanden. Wir können uns allerdings solcher Veränderungen bewusst sein, zum Beispiel als eines Wohlgefühls oder Unbehagens, ohne uns ihrer als Änderungen innezuwerden.

Verallgemeinernd können wir sagen: Es gibt keine Sinnesempfindung, keinen Affekt, kein Denken ohne eine Veränderung im Verhalten des Körpers. Dass dieser Satz auch umkehrbar ist, habe ich schon angedeutet.

Telezeptoren nennen wir die Sinnesorgane, welche Reizen von außen, und zwar aus der Ferne, empfangen. Augen, Ohren und Nase.

Es fällt auf, aber es ist uns zu geläufig und zu gewohnt, dass wir es als auffallend beachtetetn, dass diese Organe nahe beinander, nämlich im Kopf, und sämtlich doppelt, das heißt paarweise, vorhanden sind.

Um eine Richtung zu bestimmen, oder die Entfernung eines Punktes bedarf es bekanntlich außer einer Basis mindestens zweier weiterer Angaben. Wird eines dieser Organenpaare gereizt, so wird es den Kopf so orientieren, dass der Reiz an jedem Paarglied, also zu Beispiel am linken und am rechten Ohr, genau gleich stark ist. Das heißt, der Kopf wird sich der Reizquelle zuwenden.

Wir wissen heute, das die Nackenreflexe dahin wirken, dass der Körper auf der Seite gestreckt wird, aus deren Richtung der Kopf sich dreht. Dadurch wird die andere Körperseite frei, und der Körper wird der Drehung des Kopfes folgen können und dadurch die relative Drehung des Kopfes aufheben. Das ist aber gleichbedeutend damit, dass der ganze Körper und nicht nur der Kopf allein sich nach der Reizquelle hin orientiert.

Stellung und Bewegung des Kopfes und deren jeweilige Auswirkungen, insbesondere auch auf die Lendengegend, sind daher, wie schon Professor Magnus gezeigt hat, für unsere Beziehungen zur Umwelt besonders wichtig.

Es dürfte schon nach dieser sehr summarischen Beschreibung einleuchten, dass alle unsere Sinneserfahrungen mit Kopfbewegungen oder deren willkürlicher Hemmung, eng verbunden sind.

Die Drehbewegung des Kopfes bestimmt den jeweiligen Muskeltonus im ganzen Körper, sodass unsere gesamte Muskulatur von der Kopfbewegung beeinflusst wird.

Zugleich bewirkt sie eine Erregung des Labyrinths im Ohr.

Augen, Ohren, Kopfbewegung spielen also eine wesentliche Rolle für das Verhalten des ganzen Körpers und somit des ganzen Menschen.

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